„Mobile Learning – prozessorientiertes Informieren und Lernen in wechselnden Arbeitsumgebungen“
Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union gefördert.
(BMBF-Förderkennzeichen 01PF07039A)
Ausgangssituation und Problemstellung
In den letzten Jahren hat sich E-Learning als eigenständige oder ergänzende Lernform in vielen Kontexten etabliert und bewährt. Insbesondere die Verzahnung von Präsenzeinheiten mit E-Learning ist in der pädagogischen Forschung wie auch in der Praxis als hocheffiziente Lernarchitektur anerkannt. Diese so genannten Blended-Learning-Konzepte greifen dabei die Vorteile der beiden Lernformen auf und setzen diese differenziert um: Die Orts- und Zeitflexibilität von E-Learning wird so mit der Individualität von Coachings und Face-to-Face-Schulungen kombiniert und führt zu optimiertem Lernerfolg bei geringeren Kosten.
Aufgrund der raschen technologischen Entwicklung der Mobilfunktechnologien, aber auch aufgrund der großen Verbreitung von mobilen Geräten wie Handys, Smartphones und PDAs im Alltag scheint der nächste Schritt multimedialen Lernens vorgezeichnet. Lernen mit Hilfe mobiler Geräte (Mobile Learning) könnte erhebliche Bedeutung im Rahmen betrieblicher Lernarrangements gewinnen, die dieses Medium als einen zusätzlichen Kanal zur Vertiefung und Erweiterung von Bildungsinhalten innerhalb bestehender dialog- und feedbackorientierter Blended-Learning-Arrangements nutzen würden. In der Folge ist ein positiver Einfluss auf die Optimierung der Gesamtabläufe im Betrieb zu erwarten, der bereits heute bei der Nutzung mobiler Geräte zwecks Informierens erkennbar ist.
Das Mobile Learning stellt jedoch neue Anforderungen an die Gestaltung von Lerneinheiten, die aus der Charakteristik der Basistechnologie, aber auch aus den Nutzungsbedingungen resultieren. In einer breit angelegten Befragung von privatwirtschaftlichen Bildungsanbietern im deutsprachigen Raum sind unter anderem folgende Herausforderungen von Fachexperten identifiziert worden:
- Die Displays sind erheblich kleiner und werden es auch bleiben. Ebenso sind die Eingabemöglichkeiten begrenzter als beim PC.
- Noch immer setzen die Übertragungsraten Grenzen der medialen Darstellung auf mobilen Geräten.
- Die Lerneinheiten müssen kurz und modular sein, weil Mobile Learning meist in kurzen Phasen (z.B. Wartezeiten) genutzt wird und werden soll.
Die schlichte Reduktion des Medieneinsatzes auf die Darstellungs- und Eingabemöglichkeiten eines mobilen Gerätes verkürzt jedoch die Fragestellung, verschenkt Chancen einer neuen multimedialen Lernarchitektur und wiederholt die Fehler, die in den ersten Jahren der Beschäftigung mit E-Learning gemacht wurden. Das Ziel bei der Entwicklung von Mobile Learning darf es nicht sein, bestehende E-Learning-Angebote auf die Möglichkeiten mobiler Technologien eins zu eins zu überführen, vielmehr muss eine neue Lernarchitektur entworfen werden, innerhalb derer Mobile Learning seine Stärken ausspielt und so ein umfassendes, den jeweiligen Lernbedingungen angepasstes Angebot entsteht, das durch den Lernenden selbst optimiert und differenziert zusammengestellt werden kann.
Obwohl branchenübergreifend im Personalwesen der Stellenwert stationärer und mobiler Informations- und Kommunikationstechnologien wächst, sind noch kaum Praxisbeispiele für Mobile Learning in der Wirtschaft zu finden. Vorausgehende Befragungen haben gezeigt, dass in der Wirtschaft zwar grundsätzliches Interesse an der Erprobung von Mobilfunktechnologien im Berufsalltag besteht, jedoch ein konkreter Einsatz im Unternehmen häufig nicht nur an fehlenden Ressourcen für die Umsetzung und den Betrieb von Mobile Learning scheitert, sondern vor allem durch mangelndes Know-how behindert wird. Vor diesem Hintergrund wären beispielsweise 75 % der befragten Bildungsanbieter bereit, Partnerschaften einzugehen, um mobile Lernangebote zu entwickeln und erproben.
Gesamtziel des Verbundprojekts
Das Verbundprojektvorhaben hat zum Ziel, mit Hilfe eines interdisziplinären Netzwerks von Forschern, Entwicklern und Anwendern eine praxisnahe Erprobung des Mobile Learnings verschiedener Wirtschaftszweige zu initiieren, zu evaluieren und nachhaltig zu implementieren. Für das Netzwerk wurden marktführende Branchen ausgewählt: Automobilindustrie, Elektrobranche sowie der Dachverband der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherungen. Damit wird Mobile Learning beispielhaft in solchen Unternehmen eingeführt, die Multiplikatoren für eine Vielzahl von Unternehmen derselben Branche werden können. Die Wirtschaftszweige, die Unternehmensgröße sowie die Erfahrungen mit Mobile Learning der Verbundpartner sind heterogen. Damit können vielfältige Perspektiven erschlossen und eine umfassende Erprobung von Mobile Learning in einer Reihe von wechselnden Arbeitsumgebungen vorgenommen werden.
Das Verbundprojekt umfasst eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Konzernen (Daimler AG), kleinen und mittleren Unternehmen (Handylearn Projects H2H e.K.) sowie einer staatlichen Institution (Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG)) und einer Hochschule (FernUniversität in Hagen). Die Verbundpartner wurden gezielt ausgewählt, um zum einen alle für die Zielerreichung notwendigen Kompetenzen für das Projekt zu sichern und zum anderen eine entsprechende (wirtschaftszweigübergreifende) Basis für die Verbreitung der Projektergebnisse von vorhinein zu erschließen.
Die Aufgabenzuordnung im Verbundprojekt untergliedert sich in drei Aufgabenbereiche. An der Konzeption des Projektablaufs und der Projektinhalte sind alle fünf Partner beteiligt. Die Entwicklung der konzipierten Mobile Learning-Inhalte und -Anwendungen übernimmt schwerpunktmäßig Handylearn Projects. Begleitend mitwirken werden dabei die Daimler AG und das Institut Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, die alle anschließend die Anwendung der erarbeiteten Mobile Learning-Anwendungen übernehmen. Die Verbundkoordination und Projektdokumentation erfolgt unter Federführung der FernUniversität in Hagen.
Im Vordergrund steht die intelligente Verbindung der didaktischen Ziele mit neuen technischen Möglichkeiten. Mobile Learning ersetzt keines der bestehenden Lernkonzepte, erweitert aber die medialen Möglichkeiten und damit die Verbreitung von Wissen und Lernen vor allem im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Hierzu werden im Verbundprojekt Innovations- und Marktpotenziale mobiler Lernangebote erschlossen, um anderen Unternehmen und Institutionen so einen Impuls zu geben, aus den hierbei gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnissen zu profitieren und Mobile Learning für eigene Ziele in der beruflichen Bildung zu nutzen.
Aufgrund der Heterogenität der Verbundpartner hinsichtlich der Zugehörigkeit des Wirtschaftszweigs, der Unternehmensgröße sowie der Erfahrung mit Mobile Learning lassen sich vielfältige didaktische Potenziale erkennen und Perspektiven erschließen. Insbesondere steht das arbeitsprozessorientierte Lernen im Vordergrund. Deshalb wird eine umfassende und vor allem praxisnahe Erprobung von Mobile Learning vorgenommen, um eine Pluralität von mobilen Lernformen im Arbeitsprozess zu erzielen.