Interaktiv, überall & jederzeit – wie Tablet PCs und Netbooks Lehrparadigmen verändern können
Universitäre Lehrveranstaltungen befinden sich im Spannungsverhältnis zwischen Streben nach bestmöglicher
Lernerfahrung / Lernerfolg und Kostendruck. Die Folge sind häufig unflexible und wenig interaktive
Massenveranstaltungen. Individuelle Lernstile finden zwangsläufig wenig Berücksichtigung. Hinzu kommen
Probleme wie Terminüberschneidungen durch berufliche und familiäre Gebundenheit der Studierenden.
Diesen Herausforderungen werden traditionelle Veranstaltungskonzepte meist nicht gerecht.
Hier bieten moderne Informations‐ und Kommunikationstechnologien und insbesondere mobile Endgeräte die
Chance zur Umsetzung neuartiger Lernszenarien. An der Universität Kassel wird gegenwärtig unter Mitwirkung
des Fachgebiets Wirtschaftsinformatik das Pilotprojekt „Mobiles Lernen“ durchgeführt, bei dem Studierende
über mobile Endgeräte wie iPads jederzeit und überall an einer Lehrveranstaltung teilnehmen oder Inhalte vor- und nachbereiten können (http://www.mobilehochschule.de). Mehrere hundert Studierende haben dazu für die Dauer jeweils eines Semesters Zugang zu einem Tablet oder Netbook erhalten.
Das Ziel des neuen Lehrveranstaltungskonzepts besteht darin, ein besseres Lernerlebnis und entsprechend
bessere Lernerfolge durch höhere Interaktion und Individualität zu erreichen. Dazu wird die Präsenzvorlesung
live im Internet übertragen und anschließend als Aufzeichnung zur Verfügung gestellt. Sowohl die Teilnehmer
im Vorlesungssaal als auch über das Internet bringen sich aktiv im Rahmen von IT‐basierten Übungen ein. So
stellt der Dozent bspw. Fragen an die Studierenden, welche auf ihren mobilen Geräten Antworten eingeben,
die in Echtzeit ausgewertet werden. Zudem lösen die Studierenden gemeinsam an einem Gerät
Übungsaufgaben oder denken sich sogar eigene Aufgaben für ihre Kommilitonen aus. Zur Nachbereitung
stehen neben Videoaufzeichnung und Skript sogenannte Web Based Trainings zur Verfügung, welche die
Vorlesungsinhalte multimedial vermitteln. Eine Videochat‐Sprechstunde bietet darüber hinaus die Möglichkeit,
direkt mit dem Dozenten in Kontakt zu treten.
Das Konzept zeigt, dass Anwesenheit in einer Lehrveranstaltung per se keine Notwendigkeit darstellt.
Unterschiedliche Lerntempos und Lernstile können unterstützt werden und somit ein höheres Maß an
Individualität ermöglicht. Die Ergebnisse der Befragungen unter den Studierenden zeigen dabei, dass diese die
eingesetzten Lernanwendungen schätzen und in hohem Maße nutzen.